
Auf den ersten Blick mag es überraschend klingen, Baumärkte oder Möbelhäuser als Orte der Meditation zu betrachten. Schließlich denkt man bei einem Besuch bei OBI, Bauhaus oder IKEA eher an volle Einkaufswagen, Werkzeug und Montageanleitungen als an Ruhe und Entspannung. Doch für viele Menschen haben diese Orte eine ganz eigene Anziehungskraft und schaffen Momente, in denen man zur Ruhe kommen und in eine Art meditativen Zustand eintauchen kann. Aber was genau steckt dahinter?
Die großen Baumärkte und Einrichtungshäuser bieten ein Umfeld, das fast wie eine Parallelwelt zum hektischen Alltag wirkt. Der Geruch von Holz, der Anblick von Pflanzen in der Gartenabteilung, die ordentlichen Regalreihen voller Schrauben, Farben und Werkzeuge – all das schafft eine Atmosphäre, die uns in gewisser Weise beruhigt. Es ist eine Welt, in der alles, was wir brauchen, in greifbarer Nähe scheint und die Dinge eine klare Struktur haben. Während draußen die Welt immer chaotischer und digitaler wird, bieten diese Orte eine Art geerdete Einfachheit. Hier zählt nur das Greifbare, das Handfeste, das ganz Konkrete.
Für manche ist ein Spaziergang durch den Baumarkt fast wie ein kleiner Fluchtweg aus dem Alltag. Sie lassen sich durch die Gänge treiben, schauen hier eine Packung Schrauben an, dort eine neue Lampe, und plötzlich haben sie das Gefühl, Zeit und Raum vergessen zu können. Dieser Zustand erinnert an das „Flow“-Gefühl – jenes besondere Empfinden, bei dem man sich völlig in eine Tätigkeit vertieft und den Rest der Welt ausblendet. Ob man nun überlegt, wie man den Balkon verschönern oder endlich das DIY-Projekt im Keller angehen kann – die Gedanken beginnen zu fließen, und viele finden dabei eine überraschende innere Ruhe.
Ein weiteres Element, das diese Läden fast meditativen Charakter verleihen kann, ist die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung. Im Baumarkt oder Möbelhaus geht es nicht nur um Konsum, sondern auch um die Idee, etwas mit den eigenen Händen zu erschaffen, das eigene Zuhause zu gestalten und zu verbessern. Die Vorstellung, dass man ein Regal selber bauen, einen Raum neu streichen oder den Garten mit eigenen Ideen verschönern kann, weckt kreative Energien. Diese Art der schöpferischen Tätigkeit hat etwas Spirituelles, fast Therapeutisches. Man fühlt sich als Teil eines Schaffensprozesses, und das schafft Zufriedenheit und Erdung.
Die Einrichtungshäuser wie IKEA bieten dazu noch eine weitere Dimension. Hier kann man durch fertig eingerichtete Räume spazieren und sich inspirieren lassen. Diese kleinen „Wohnwelten“ laden ein, in fremde Leben einzutauchen, sich vorzustellen, wie ein bestimmter Stil oder eine besondere Atmosphäre im eigenen Zuhause wirken könnte. Man verliert sich in den Farben, Formen und Möglichkeiten, beginnt zu träumen und manchmal auch neu zu denken. Das ist fast wie eine Fantasiereise, bei der man sich selbst und seinen Lebensstil hinterfragen kann – eine Form der mentalen Entspannung, die überraschend tief gehen kann.
Und dann gibt es da noch die kleinen Rituale, die mit einem Besuch in diesen Märkten einhergehen. Viele Menschen verbinden IKEA mit dem Ritual des gemeinsamen Essens – sei es die ikonischen Köttbullar, ein Stück Daim-Kuchen oder der Hotdog zum Abschied. Auch das kann eine Art von Meditation sein: Innehalten, einen Moment genießen, den Tag Revue passieren lassen. Für manche sind es genau diese kleinen Pausen, die einem das Gefühl geben, wirklich „hier und jetzt“ zu sein und das Leben einfach mal auf sich wirken zu lassen.
Natürlich ist das alles keine klassische Meditation im Sinne von stillem Sitzen oder Achtsamkeitsübungen. Aber es zeigt, dass es viele Wege gibt, um zur Ruhe zu kommen und sich zu sammeln – selbst an Orten, an denen man das auf den ersten Blick vielleicht nicht erwarten würde. Die nächste Generation von Baumärkten und Möbelhäusern scheint das erkannt zu haben, denn immer mehr von ihnen schaffen gemütliche Cafés, grüne Rückzugsorte und kleine Inspirationsecken, die zu einem Moment des Verweilens einladen.
Vielleicht ist es ja genau diese Verbindung von Alltag und Rückzug, die OBI, Bauhaus, Hornbach und IKEA für viele Menschen so faszinierend macht. Hier kann man gleichzeitig in die Welt der praktischen Dinge eintauchen und sich trotzdem ein wenig treiben lassen. Und wer weiß, vielleicht findest du bei deinem nächsten Besuch sogar deinen eigenen Moment der Stille zwischen Werkzeug und Dekoartikeln – eine kleine, unerwartete Oase der Gelassenheit mitten im Trubel des Lebens.